Pressmitteilung vom 25.10.2021
Das Leben kehrt auf die Bühnen zurück: Mit dem Beginn der neuen Spielzeit zeigt die Thüringer Theaterlandschaft erneut, wie vielseitig sie ist: Spektakuläre Inszenierungen stehen auf dem Programm – oft an ebenso beeindruckenden Aufführungsorten historischer Bedeutung, aber auch an modernen und experimentellen Spielstätten.
Innerhalb der reichhaltigen Kulturlandschaft nehmen diese beiden Theaterhäuser einen bedeutsamen Platz ein: In Erfurt begegnet man einem der modernsten Theater Europas, während das Deutsche Nationaltheater in Weimar Teil des UNESCO-Weltkulturerbes „Klassisches Weimar“ ist.
In der neuen Spielzeit am Theater Erfurt bringt Generalintendant Guy Montavon unter anderem „Die Hochzeit des Figaro“ nach einer Inszenierung von Martina Veh auf die Bühne (Premiere: 27.11.21). Einen Blick hinter die Fassade sämtlicher Figuren wagend, durchdringt Regisseurin Martina Vehs quicklebendige Inszenierung das turbulente Werk mit viel psychologischem Feingefühl und Witz. Sie schreckt aber auch einer gewissen Bitterkeit nicht zurück und lässt in einer leicht verfremdeten Rokoko-Welt Parallelen zu unserer heutigen Gesellschaft aufblitzen. Im Dezember ist die ursprünglich für 2020 geplante Produktion „Die Rache der Fledermaus“ zu sehen – eine Oper nach der Operette „Die Fledermaus“ von Johann Strauss. Im Januar 2022 präsentiert Regisseur Balázs Kovalik seine Interpretation von Jacques Offenbachs Opéra-fantastique „Hoffmanns Erzählungen“ (Premiere: 29.01.22). Auch Schauspiel und Tanz haben in der kommenden Saison ihren festen Platz im Spielplan. Das Kinderstück „Der Satanarchäolügenialkohöllische Wunschpunsch“, nach dem gleichnamigen Roman von Michael Ende, wird im November zur Aufführung gebracht (Premiere: 10.11.21). Das in Kooperation mit dem DNT Weimar entstandenen Tanztheater in zwei Teilen von Ester Ambrosinio „Face me – Le sacre du printemps“ wird im Februar als faszinierende Bild- und Klanglandschaft auf der Bühne zu sehen sein (Premiere: 26.02.22).
Mit der „Legende von Paul & Paula“ meldet sich das Deutsche Nationaltheater Weimar in die neue Spielzeit zurück. Die Ulrich Plenzdorf-Erzählung und gleichnamige DEFA-Verfilmung sind selbst zur Legende geworden und entführen das Publikum zurück in die 70er Jahre – der Stoff selbst ist zeitlos. Wiederaufgenommen wird „Wilhelm Tell“ – eine überaus erfolgreiche Inszenierung des Schiller-Dramas. Im Musiktheater werden „Aida“ (ab 30.10.2021) und „Die Heimkehr des Odysseus“ (ab 13.11.) die Herzen der Opernfreunde höherschlagen lassen. Unter der musikalischen Leitung des Chefdirigenten Dominik Beykirch kommt „Aida“ nach vielen Jahren in Weimar erstmals wieder zur Aufführung. Die national und international gefeierte Regisseurin Andrea Moses inszeniert die Oper – und schlägt als gerade berufene Operndirektorin zugleich ein neues Kapitel auf. „Die Heimkehr des Odysseus“ schrieb Claudio Monteverdi. Das packende Drama um zeitlose Allegorien und die Mechanismen der Macht wird von Nina Gühlstorff in Szene gesetzt, die die Heldenerzählung auf den Prüfstand stellt.
Die TPT Theater&Philharmonie Thüringen brilliert mit einem facettenreichen Angebot aus Oper, Schauspiel, Musical und experimentellen Produktionen. Die Hauptspielstätten sind das Landestheater Altenburg sowie das Jugendstiltheater in Gera.
Für die neue Spielzeit hält das Theater Altenburg Gera eine bunte und unterhaltsame Mischung mit bewegenden Geschichten, humoristischen Inszenierungen und klangvollen Konzerten bereit. Um flexibel auf die pandemischen Entwicklungen reagieren zu können, hat sich die Theaterleitung entschlossen, den Spielplan erst einmal bis zum Jahresende zu veröffentlichen. In dieser Zeit sind 22 Premieren – darunter neun Neuproduktionen – geplant. Dann werden auch Stücke gezeigt, die bereits während des Lockdowns 2020/21 vorbereitet wurden, damals aber nicht oder nur eingeschränkt gezeigt werden konnten. Außerdem wird es vier Philharmonische Konzerte geben und eine Reihe weiterer Konzerte. Die zweite Spielzeithälfte wird im November 2021 vorgestellt, wenn sich die Spielvoraussetzungen ab Januar 2022 abzeichnen.
Das erfolgreiche Musical „Mein Freund Bunbury“ von Gerd Natschinski, das es aus der ehemaligen DDR sogar bis an den Broadway geschafft hat, ist ab Oktober 2021 im Theaterzelt Altenburg zu erleben. Es besticht durch seine frivol-amüsante Handlung, spritzige Dialoge und elektrisierende Rhythmen. Die ergreifende Mono-Oper „Das Tagebuch der Anne Frank“ von Grigori Frid ist im Theaterzelt Altenburg zu erleben (Premiere: 29.10.21). Aufwühlend beschreibt das Stück die Geschichte um Anne Frank, die sich mit ihrer jüdischen Familie vor den Nationalsozialisten in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckte, bis sie verraten und deportiert wurden.
Das 3. Philharmonische Konzert findet im Rahmen des Themenjahres „Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen“ am 9. November 2021 im Konzertsaal Gera statt. Auf dem Programm steht Mieczysław Weinbergs Sinfonietta Nr. 2 op. 74, Paul Hindemiths Fünf Stücke für Streichorchester und Mieczysław Weinbergs Violoncellokonzert c-Moll op. 43, in dem die fabelhafte Solistin Seo Young Lee am Violoncello zu hören sein wird. Generalmusikdirektor Ruben Gazarian wird das Philharmonische Orchester Altenburg Gera dirigieren. Agatha Christies Kriminalstück „Die Mausefalle“ kommt im Großen Haus Gera auf die Bühne (Premiere: 12.11.21). Das erfolgreiche Theaterstück mit Scharfsinn und pointiertem Humor ist schon seit 1952 beliebt und darf deshalb im Repertoire des Theaters Altenburg Gera nicht fehlen.
Ein Schauspiel- und Ballettensemble sowie die Landeskapelle Eisenach bieten abwechslungsreiche Aufführungen. Der Spielplan wird durch Produktionen des Staatstheaters Meiningen mit Oper, Operetten, Schauspiel und Puppentheater ergänzt. Das Meininger Theater gilt als Wiege des Naturalismus und Regietheaters und ist europaweit für seine Aufführungen bekannt.
Fünf Premieren in zwei Monaten – das Landestheater Eisenach ist gut vorbereitet und hat die Spielzeit 2021/22 unter den Titel „Nachhaltig“ gestellt. Außerdem wird es nach zehn Jahren erstmals wieder eine eigene Musikproduktion des Landestheaters geben. Der über Jahre praktizierte Austausch mit dem Schauspiel des Theaters Rudolstadt trägt erneut Früchte: Freuen darf sich das Publikum auf Johann Strauß' „Eine Nacht in Venedig“ (Premiere: 18.12.21). Beim Eisenacher Publikum ebenso beliebt ist das TAM, das Theater am Markt. Das Erfolgsrezept: Alles andere als brave Inszenierungen und ein spielfreudiges, höchst entschlossenes Amateurensemble in der Regie von Profi-Theatermachern. Zu sehen sein wird unter anderem: „Fast food fast fashion fast satt - Originaltitel: Primark sehen und sterben“, in der die Erzählerin von ihrer Einkaufsmentalität berichtet, bis sie von einer Panikattacke im Primark in London heimgesucht wird. Ausgelöst durch dieses Ereignis, ist sie nicht mehr in der Lage ein Geschäft zu betreten. Dafür soll es einen Namen geben: Shopophobie. Eine gefährliche Krankheit, die zum Hungertod führen kann. Oder zum Umdenken. Oder zu Glück und Freiheit?
Nach der langen Pause können sich Besucher in Meiningen wieder ganz dem Theatergenuss hingeben. Mit einer Neuentdeckung ist das Staatstheater Meiningen in die Spielzeit gestartet: Georg Friedrich Händels „Amadigi di Gaula“, eine Perle des Barocks, eröffnete die Saison. Wem der Sinn nach saftigem Orchestersound steht, kann Wagners „Fliegenden Holländer“ im Großen Haus erleben. Eine zweite romantische Oper Wagners folgt mit „Lohengrin“ (Premiere: 22.04.22). Im Dezember steht ein Highlight der Opernliteratur an: „La Bohème“ von Giacomo Puccini. Markus Lüpertz, eine der schillerndsten Figuren der zeitgenössischen Kunstszene, gibt mit 80 Jahren sein Debüt als Regisseur (Premiere: 10.12.21). Unterhaltung pur bieten Schauspiel-Neuproduktionen von Franz Wittenbrink. In der Uraufführung „Thüringer Spezialitäten“ widmet er sich den Eigenheiten und Klischees von Thüringen. Es geht also in jedem Fall um die Wurst (Premiere: 28.01.22). Als Europapremiere wird ein gänzlich unbekanntes Jugendwerk des Weltautors Tennessee Williams gezeigt: „Auf der Flucht“ (Premiere: 11.02.22). Und wem das noch nicht genug ist: Das neu geschaffene „Junge Staatstheater“ bietet eine Fülle an neuen Premieren und Formaten. Mit der „Kleinkunstbühne Rautenkranz“ im Herzen der Meininger Innenstadt wurde damit ein zusätzlicher Spielort für junges Publikum geschaffen.
Der Spielplan des Theaters Nordhausen in Zusammenarbeit mit dem Loh-Orchester Sondershausen beinhaltet ein Spektrum von Oper, Ballett, klassischer und zeitgenössischer Musik bis Musical. Das Theaterhaus Jena steht für Experimentierfreudigkeit und ein junges Ensemble.
Das Publikum des Theaterhauses Jena kann sich in der neuen Spielzeit auf drei neue Stücke freuen – in gewohnter Weise mit brandaktuellen Themen: In „Work harder“ geht es um unsere anstrengende Arbeitswelt und die Frage, ob es nicht genauso befriedigend sein, Ambitionen aufzugeben. „La Codista“ ist ein Text über das Warten, basierend auf der wahren Geschichte eines Mailänders, der seinen Job verloren hatte und sich für andere in Warteschlangen anstellte. Das interdisziplinäre Theaterprojekt „Kein Schlussstrich!“ thematisiert künstlerisch die Taten und Hintergründe des NSU. Mit dem Vorhaben sollen Perspektiven der Familien der Opfer und der (post-) migrantischen Communities in den Fokus gebracht werden. Im Rahmen dieses Vorhabens zeigt das Theaterhaus Jena in Koproduktion mit JenaKultur das dreiteilige Projekt „Die mutige Mehrheit“. Für dessen Konzeption wurde Antje Schupp im Juni 2021 mit dem Jakob-Michael-Reinhold-Lenzpreis für Dramatik der Stadt Jena ausgezeichnet.
Eine Uraufführung von „Carmen“ feiert das Theater Nordhausen – mit einem Ballett von Ivan Alboresi und mit Musik von Georges Bizet/Rodion Shchedrin (29.10.21). Die tragisch endende Liebesgeschichte zwischen der temperamentvollen Carmen und dem Sergeanten Don José, inspirierte Anfang der 1870er Jahre den Komponisten Georges Bizet zu seiner Oper „Carmen“. Der russische Komponist Rodion Shchedrin hat weite Teile von Bizets Partitur in eine effektvolle Fassung für Streichorchester und Schlagwerk überführt. Ballettdirektor Ivan Alboresi dient diese Bearbeitung als Inspiration für sein neues Handlungsballett, in dem er sich die spanische Liebesgeschichte, angereichert mit weiterer Musik, gemeinsam mit seinem Ballett TN LOS! tanzend fürs Publikum erschließt. Mit „Heute Abend: Lola Blau“ zeigt das Theater Nordhausen ein außergewöhnliches Stück von Georg Kreisler für eine Darstellerin. Es geht um die junge jüdische Schauspielerin Lola, die ihre Karriere beginnt, als die Nationalsozialisten an die Macht gelangen. Das Stück wird von Brigitte Roth auf die Bühne gebracht. Bevor sie ihr jahrzehntelanges Engagement als Sängerin und Darstellerin am Theater Nordhausen beendet, wird sie dem Publikum als Lola noch einmal mit ihrer Wandlungsfähigkeit und allen Facetten ihres Könnens begegnen.
Das Theater Rudolstadt führt seine Tradition auf das Ende des 18. Jahrhunderts gegründete fürstliche Sommertheater zurück. Es ist Hauptwirkungsstätte der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt.
Andere Perspektiven einnehmen, eigene Standpunkte überprüfen, Konflikte aushalten, sich mit Empathie begegnen und Humor behalten – was Theater und Kunst im Besonderen vorzuleben vermag, schreibt sich das Theater Rudolstadt in der Saison 2021/22 groß auf die Fahnen. Unter dem Schiller-Motto „Es ist nicht alles mehr / Wie sonst – es ist ein Wandel vorgegangen“ lädt es lustvoll dazu ein, sich mit einer rasant verändernden Welt auseinanderzusetzen. 21 Premieren, 8 Sinfoniekonzerte, 4 Schlosskonzerte und vieles mehr bestücken einen vielfältigen Spielplan. Exemplarische Lebensentwürfe und die Schwere großer Gewissensentscheidungen beleuchtet auf eindringliche Weise das Stück „Die Glaubensmaschine“ (Premiere: 27.11.21) von Alexi Kaye Campbell. In der Komödie „Die Kehrseite der Medaille“ erleben die Zuschauerinnen und Zuschauer zwei Paare, die sich zwar vordergründig um eine kultivierte Konversation bemühen, im Hinterkopf aber eine wahre Zimmerschlacht tobt (Premiere: 29.01.22). Ein Lustspiel voller Wortwitz und die vielleicht verwickeltste Gerichtskomödie deutscher Sprache ist „Der zerbrochne Krug“ von Heinrich von Kleist (Premiere: 26.03.22). Die Musiktheatersaison hält im Meininger Hof Saalfeld in Kooperation mit dem Theater Nordhausen die Oper „Tosca“ und die komische italienische Oper „Der Liebestrank“ parat. Im Sommer 2022 ist mit dem „Dschungelbuch“ auf der Heidecksburg erstmals ein turbulentes Sommertheater auch für Kinder zu erleben. Höhepunkte im Sinfoniekonzert-Programm der Thüringer Symphoniker Saalfeld-Rudolstadt verspricht Chefdirigent Oliver Weder mit Gastsolisten wie der Wagner-Sopranistin Kristin Sharpin, dem russischen Pianisten Dmitry Shishkin und der jungen Erfurter Pianistin Katharina Treutler.