Im ersten Teil der Tragödie hadert der in die Jahre gekommene Wissenschaftler Heinrich Faust mit sich und dem ganzen Universum. Sein Drang, das »Unbedingte in einer bedingten Welt« zu erringen, stößt an die Grenzen, die ihm physisch und moralisch auferlegt sind. Der Pakt mit Mephisto, dem Teufel, bietet einen Ausweg aus diesem Dilemma, auch wenn der Preis hoch ist: Denn Innehalten, und sei es auch nur für einen Augenblick, schließt sich von da an aus. Die Jagd nach Selbstverwirklichung, flüchtigem Genuss und Selbstoptimierung hat begonnen.Und sie fordert Opfer.
Bereits mehrfach hat sich Jan Neumann am DNT Weimar mit dem klassischen Kanon auseinandergesetzt und mit seinem Zugriff auf die jeweiligen Stoffe das Publikum begeistert. Seine Inszenierung von Goethes »Faust« knüpft ganz im Sinne des Dichters an die Prämisse im »Vorspiel auf dem Theater« an: »So schreitet in dem engen Bretterhaus/Den ganzen Kreis der Schöpfung aus,/ Und wandelt mit bedächt'ger Schnelle/ Vom Himmel durch die Welt zur Hölle.«